Bald geht’s wieder los

Obgleich sich schon die ersten Frühblüher wie Krokusse und Winterlinge aus der Erde gen Sonne recken, befindet sich die Natur in unseren Gärten größtenteils noch in der winterlichen Ruhephase. Laubabwerfende Bäume und oberirdisch absterbende, mehrjährige Pflanzen wie Stauden und Zwiebelgewächse haben im Herbst alles Wiederverwertbare aus den Blättern in ihrer Wurzel bzw. in unterirdischen Speicherorganen wie Zwiebeln, Knollen und Rhizomen eingelagert. Es dient im kommenden Frühling als recyceltes Baumaterial für die Zellbestandteile in den Blättern, die für den Stoffwechsel und die Photosynthese gebraucht werden. Einjährige Pflanzen sterben im Spätherbst meist komplett ab. Der Fortbestand ihrer Art ist aber gesichert: ihre Nachkommen überdauern im Boden als überwinternde Samen. Diese benötigen aber, um zu keimen und die sogenannte Samenruhe zu überwinden, w Kälte. Dies ist ein wichtiger Schutzmechanismus, der verhindert, dass die Samen noch im Herbst zu keimen beginnen und im nachfolgenden Winter absterben. Gegen Ende Februar nähern wir uns schon merklich dem meteorologischen Frühling (Beginn 1.3.). Jetzt kann es sogar mit den ersten Freiland-Ausaaten losgehen! Natürlich zunächst nur mit den robusten Arten. Dazu gehören neben Möhren, Pastinaken und Radieschen auch Spinat, Frühlingszwiebeln und Dicke Bohnen. Letztere, die auch Puffbohnen genannt werden, könnt ihr in vorbereiteten, sprich mit der Grabegabel gelockerten und danach geharkten Boden in der Reihe im Abstand von 10 cm zueinander oder in Gruppen als sogenannte Horstsaat mit je 3-5 Korn aussäen. Wenn die Pflanzen im März etwa 30 cm Höhe erreicht haben, solltet Ihr sie mit Erde anhäufeln. Dies verhindert, dass sie umknicken. Das tolle an Puffbohnen ist, dass sie auch auf mageren Böden gut gedeihen, denn sie düngen sich zu einem gewissen Teil sozusagen selbst. Das geschieht mithilfe von Knöllchen-Bakterien, die an ihren Wurzeln wachsen und mit der Bohnenpflanze eine Symbiose eingehen. Die Bakterien sind im Stande, Stickstoff aus der Luft, die ja auch im Erdreich vorhanden ist, zu fixieren und – umgewandelt in Ammoniak und Ammonium – der Partner-Pflanze zum Wachstum bzw. zur Eiweißproduktion zur Verfügung zu stellen. Im Gegenzug versorgt die Bohne die Knöllchen-Bakterien mit Nährstoffen aus der Photosynthese. Nachdem die Puffbohnen im Frühsommer abgeerntet worden sind, sollte man die verbliebenen Pflanzen nicht mitsamt Wurzel ausreißen, sondern nur bodennah abschneiden. Auf diese Weise verbleibt die Wurzel mit den Knöllchen-Bakterien in der Erde. Diese geben dann die gesammelten Stickstoffverbindungen in verwertbarer Form in den Boden ab und düngen somit nachfolgende Gemüsekulturen. Wer im Spätsommer Chilis oder Paprika ernten möchte, sollte spätestens Mitte Februar mit deren Aussaat, am besten auf der warmen Fensterbank, loslegen. Die Samen keimen zwar recht schnell, aber bis zur Reife der Früchte lassen sich die Pflanzen Zeit. Als Aussaatgefäße eignen sich sowohl saubere Blumentöpfe als auch Plastikschalen, in deren Boden man vorher Löcher schneidet. Die Samen werden nicht zu tief in frische Aussaaterde gesteckt. Bei 20-25 °C erscheinen oft schon nach drei bis fünf Tagen die ersten Sämlinge.

Einen schönen Vorfrühling wünscht Euch euer Vereinsfachberater Stefan

Fachberatertipps für Dezember

Apfel, Nuss und Mandelkern…

…essen nicht nur alle Kinder gern. Auch wir Gartenfreunde sind dem Verzehr dieser vorweihnachtlichen Leckereien natürlich nicht abgeneigt – egal ob roh oder als Bratapfel mit Marzipan-Nussfüllung zubereitet. Noch schöner ist’s natürlich, wenn man dabei aus eigener Ernte schöpfen kann. Wobei Nüsse bei uns in den Gärten ja am ehesten am Haselnussstrauch oder -bäumchen zu finden sind. Von Corylus avellana, so der wissenschaftliche Name der Hasel, ist laut aktueller Gartenordnung übrigens nur eine Pflanze pro Kleingarten zulässig. Dies, da dieser Baum ziemlich wuchskräftig ist und bei ausbleibendem Zurückschneiden sehr ausladend und platzgreifend wird. Für den Anbau im Kleingarten sind im Allgemeinen zudem eher die Kultursorten der Hasel zu empfehlen, da geschmackvoller. Das sind die sogenannten Lambertsnüsse und Zellernüsse.
Walnussbäume hingegen dürfen wegen ihres Wuchspotenzials, aber insbesondere, weil die Inhaltsstoffe ihres abgeworfenen Herbstlaubs andere Pflanzen im Wachsen und Gedeihen hemmen, gar nicht auf unseren Parzellen wachsen, sondern nur im Begleitgrün.

Kommen wir zur Mandel. Dass die jemand in unserem Verein erntet, hab ich noch nicht gehört — bitte gern mitteilen, falls ihr jemanden kennt. Es gibt zwar Sorten, die ziemlich winterhart sind und obendrein selbstbefruchtend wie zum Beispiel die Sorte “Palatina”. Dennoch braucht der Mandelbaum zum Wachsen und Gedeihen kalkhaltigen Boden. Damit kann der generell leicht ins Saure tendierende Marschboden des Neuenlands nicht dienen. Wer es dennoch mit der Mandel versuchen und Kümmerwuchs derselben vermeiden will, sollte schon bei der Anpflanzung den Boden um das Pflanzloch mit Gartenkalk aufkalken. Belohnt wird man dann neben einer herrlichen Blüte im Frühjahr vielleicht mit einer zufriedenstellenden Ernte im Herbst.

Bleibt noch der im Weihnachtslied besungene Apfel(baum). Den trifft man auf unserem Vereinsgelände ja nun wirklich regelmäßig an: Seltener zwar als alten Hochstamm, häufiger aber dafür als Halbstamm und zunehmend auch in Form platzsparender Spindelsträucher. Solange der Boden frostfrei ist, könnt Ihr noch einen jungen Apfelbaum setzen. Es sollte allerdings eine Sorte sein, die mit unserem Boden (siehe oben) klarkommt. Also bitte nicht den nächstbesten vom Baumarkt oder Discounter kaufen, sondern besser einen aus der Gärtnerei oder der Baumschule. Dort wird man auch fachgerecht beraten.
Viele von uns, die bereits einen Apfelbaum haben, fragen sich mit Sicherheit irgendwann einmal: muss ich meinen Baum schneiden? Oder wie schneide ich ihn eigentlich richtig? Und manch eine*r steht auch vor dem Problem, dass der Apfelbaum nicht mehr richtig Früchte trägt oder schwach wächst. Weil diese Problematik so enorm wichtig und zugleich komplex ist und sich, vor allem was die Praxis anbelangt, nur unzureichend an dieser Stelle darstellen lässt, wird es demnächst für Euch die Möglichkeit zur Teilnahme an einer Schulung geben: Voraussichtlich am 4. Februar wird ein Obstbaumschnittkurs hier bei uns auf dem Vereinsgelände stattfinden. Hinweise zum genauen Termin und wie ihr Euch anmelden könnt, werden bald im Aushang vorm Vereinsheim und auf der Homepage zu lesen sein.

Euch wünsche ich nun erst einmal eine schöne Adventszeit, ein frohes Weihnachtsfest und natürlich einen guten Rutsch ins neue Gartenjahr 2023!

Euer Stefan
fb-kgv-neuenland@web.de

Fachberatertipps für November

Spätgemüse, Laub und eine selbstgemachte Bodenheizung

Die meisten Erntearbeiten sind nun erledigt. Das, was noch auf den Beeten stehen bleiben kann, ist robust genug, um auch durch einen harten Winter zu kommen. Dazu gehören vor allem Grünkohl, Rosenkohl und Feldsalat. Alle anderen selbst angebauten Köstlichkeiten wie Möhren, Porree und Sellerie aber auch Wirsing und Rotkohl solltet Ihr, bevor der Frost zuschlägt, jetzt besser abernten.

Denkt auch vor Einzug des Winters an Euren Rasen. Er sollte fortlaufend von Laub befreit werden, da er sonst durch die Blätterschicht nicht genug Licht abbekommt und ggf. unansehnlich wird oder gar abstirbt. Wer nicht gern Laub zusammenharkt kann dies den Rasenmäher machen lassen: einfach beim letzten Mähen des Jahres das Laub komfortabel häckseln und im Auffangkorb sammeln. Danach als Mulchschicht ab auf die Beete damit.

Wer von Euch gern früh im Jahr selbst gezogenes Grün ernten möchte, aber kein Gewächshaus sein eigen nennt, sollte darüber nachdenken, sich zu Weihnachten einen Frühbeetkasten zu wünschen. Die Modelle aus Plexiglas sind recht preiswert und vor allem wirkungsvoll. Ab März/April aufgestellt kann man in ihnen die ersten Salat-Saaten des Jahres ausbringen. Es ist aber auch ab Februar möglich, wenn Ihr jetzt schon mit Vorbereitungen zur zusätzlichen Anlage einer natürlichen Unterbodenheizung beginnt. Gemeint ist das Mistbeet. Dazu hebt ihr an einer nicht zu schattigen Stelle Eurer Parzelle, an welcher der Frühbeetkasten später stehen soll, eine ca. 40-60 cm tiefe Grube aus, die zugleich etwas weniger breit und lang ist als der darauf gesetzte Kasten. Dann besorgt ihr Euch Pferdemist (zum Beispiel von der Kinder- und Jugendfarm in Habenhausen), der aber erst ab Februar in die Grube eingebracht wird, und zwar auf eine 10 cm dicke Schicht Laub. Die Mistpackung sollte etwa bis 20 cm unterhalb des Randes reichen. Dann wird das Ganze festgetreten und drei Tage gewartet. Es folgt dann das Auffüllung mit weiterem Mist, der wieder etwas festgetreten wird. Darüber kommt nochmals eine dünne Laubschicht und abschließend ein Teil des Erdaushubs, der zuvor mit Kompost und etwas Sand gemischt wurde. Die Mistpackung dient nicht nur als Nährstofflieferant, sondern erwärmt sich aufgrund der bakteriellen Abbautätigkeit auch ordentlich. So wird frühes Aussäen von Gemüsesaatgut möglich! Um welches es sich handelt sowie weitere Infos zum Frühbeet gibt’s im nächsten Fachberatertipp.

Wenn Ihr Fragen zu obigen oder anderen Gartenthemen habt, schreibt mir einfach. Die E-Mail-Adresse lautet fb-kgv-neuenland@web.de.

Einen nicht zu trüben Spätherbst wünscht Euch Euer Fachberater

Stefan

Fachberater Tipps für Oktober

Ernte gut, alles gut

Ob der Oktober nun golden oder eher grau daherkommt — sei’s drum. Fest steht, dass die kalte Jahreshälfte nun bald an die Gartenpforte klopft. Nichtsdestotrotz bleibt noch genug für uns Parzellisten zu tun. Das Einfahren von Kernobst, Kohl und Kürbis gehört dabei sicher mit zu den schönsten Aufgaben im Jahr, die uns Gärtnernde beglücken können!
Achtet bei der Ernte darauf, den Früchten keine Druckstellen zuzufügen. Zumindest sofern sie nicht sofort verzehrt, sondern im kühlen Keller oder im Gartenhaus eingelagert werden sollen. Verletzte Äpfel, Möhren etc. faulen schnell und lassen auch ihre “Sitznachbarn” verderben. [Foto Erntegut]
Der zehnte Monat des Jahres kann auch schon mal den einen oder anderen leichten Nachtfrost mit sich bringen. Vor allem kälteempfindliches Gemüse wie Zucchini und Tomaten solltet Ihr dann vorher besser abgeerntet haben. Man kann übrigens ganze Stängel mit noch daran hängenden unreifen Tomaten abschneiden und überkopf an einem trockenen, frostfreien Ort aufhängen. Sie reifen dann noch nach. Alternativ könnt ihr grüne Tomaten zusammen mit einem Apfel in eine Schale legen und diese mit Zeitungspapier abdecken. Das aus dem Apfel austretende Reifegas Ethylen lässt die Tomaten dann nachreifen. Ihr Aroma ist zwar nicht mehr besonders intensiv, man kann sie aber noch gut für Soßen oder Chutneys verwenden.

Abgeerntete Beete solltet Ihr jetzt, sofern Ihr keine Gründüngung eingesät habt, grob mit der Grabe Gabel lockern. Auf diese Weise wird der Boden gelüftet und es kann im Winter der Frost tief in ihn eindringen. So bekommt der Boden eine gute Gare, d.h. er wird feinkrümelig, was wiederum den frischen Aussaaten im Frühjahr zugute kommt. Des weiteren werden Gelege von Nacktschneckeneiern freigelegt und vom Frost zerstört.
Nächtlicher Bodenfrost sorgt auch zuverlässig dafür, dass das Blattwerk von Dahlien und anderen nicht frostfesten Zierpflanzen wie Freesien und Gladiolen irgendwann kapituliert und in sich zusammenfällt. Dann ist der Zeitpunkt gekommen, deren Knollen auszugraben und, von anhaftender Erde befreit, in einem Eimer mit Sand an einem frostfreien Ort zu überwintern. [Dahlienknollen]
Nicht wenige von uns haben im Herbst wegen der Nähe der Parzelle zu den großen Bäumen im Gemeinschaftsgrün mit viel Laub zu kämpfen. Das muss aber nicht in Ärger ausarten, sondern kann, geschickt angepackt, auch gewinnbringend sein! Nämlich indem das Laub — und zwar separat vom normalen Kompost — kompostiert wird. Gemischt mit Brennesselblättern sowie Gartenerde wird daraus bis zum nächsten Sommer sehr gute, leicht saure Komposterde, die zur sanften Düngung vor allem von Rhododendron, Azaleen, aber auch Beerensträuchern genutzt werden kann.


Das übrige Laub kann auf den Beeten und unter Sträuchern und Obstbäumen verteilt werden. Es dient dort u.a. als Überwinterungsversteck für Nützlinge. Zudem wird es dort an Ort und Stelle in wenigen Monaten von Asseln, Regenwürmern und Mikroorganismen zersetzt und seine Nährstoffe den Pflanzen wieder zur Verfügung gestellt.

Wenn Ihr Fragen zu obigen oder anderen Gartenthemen habt, schreibt mir einfach. Die E-Mail-Adresse lautet: fb-kgv-neuenland@web.de.

Viel Spaß im herbstlichen Garten wünscht Euch Euer Fachberater

Stefan


Fachberater Tipps für September

Von Rapunzel bis Pink Paradise

Dem Klimawandel sei “dank”, sind lang andauernde, sommerlich-warme Witterungsabschnitte im September, der früher Holzmonat oder Herbstmond genannt wurde, mittlerweile ja nichts Ungewöhnliches mehr. Dennoch: die Tage werden nun merklich kürzer, nämlich um täglich 2 Min. Mit ergiebigem Gemüseanbau wird es deswegen allmählich schwierig. Pflanzen benötigen zum Gedeihen neben passenden Temperaturen schließlich auch eine ausreichend hohe Lichtdosis, sprich Tageslänge. Ein paar Ausaaten sind aber bis Mitte September noch drin: Neben den schnellwüchsigen Radieschen gehört dazu ein Klassiker: der Feldsalat (Valerianella locusta). Dieses gesunde Blattgemüse könnt Ihr, Anfang des Monats ausgesät, mit etwas Glück schon im Spätherbst ernten, sonst den Winter über. Feldsalat, den man früher auch Rapunzel nannte und wild sammelte, ist ein willkommener Vitaminlieferant in der kalten Jahreszeit.
Das Gleiche gilt für den wenig bekannten Portulak (Portulaca oleracea).

Dieses Wildgemüse, das schon in grauer Vorzeit genutzt wurde, wird heute leider nur noch selten angebaut, obwohl es mit vielen wertvollen Inhaltsstoffen aufwartet (Vitamin A, B C, E, Mineralstoffe und Spurenelemente). Das Tollste aber ist: die Keimdauer des Portulak beträgt nur wenige Tage und Ihr könnt die nussig und leicht säuerlich-salzig schmeckenden Blätter bereits nach vier Wochen ernten! Sie schmecken als Zutat bestens in Quark oder Feta-Salat. Bei der Aussaat dürfen die kleinen Samenkörner nicht mit Erde bedeckt werden, da Portulak ein Lichtkeimer ist.
Wer es von Euch schon im zeitigen Frühjahr gern bunt im Garten hat, sollte ab Mitte September mit dem Setzen von Blumenzwiebeln beginnen. Denn je früher Ihr sie in die Erde bringt, desto eher blüht es dann im kommenden Jahr. Empfehlenswert sind Arten, die verwildern und so ihren Bestand ohne unser Zutun von Jahr zu Jahr selbst vergrößern. Sie sind zudem meist am robustesten. Dazu gehören vor allem Schneeglöckchen, Winterlinge, Traubenhyazinthen und Krokusse. In ihrer Sortenvielfalt kaum zu toppen sind natürlich Tulpen, deren Neuzüchtungen immer Blicke auf sich ziehen. Ihre Zwiebeln sind allerdings auch bei Wühlmäusen sehr begehrt, sodass man sie besser in Pflanzkörbe setzt. Ganz anders Narzissen.

Deren Zwiebeln enthalten ein Gift, welches die ja auch auf unserem Vereinsgelände nicht selten vorkommenden Nager garantiert vom Anknabbern abhält. Neben den bekannten gelbblütigen Narzissen — gemeinhin auch Osterglocken genannt–, gibt es mittlerweile auch Sorten in reinweiß und orange-weiß, wie z.B. die Sorte “Double sweet ocean”. Sogar an pink-weißen Blüten der Sorte “Pink Paradise” kann sich, wer will, erfreuen.

Wenn Ihr Fragen zu obigen oder anderen Gartenthemen habt, schreibt mir einfach. Die E-Mail-Adresse lautet :

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Noch angenehme Spätsommertage wünscht Euch

Stefan